Über Tälern und Menschen – Albert Steiner: das fotografische Werk
Über Tälern und Menschen – Albert Steiner: das fotografische Werk
Albert Steiner (1877-1965) gehört zu den herausragenden Schweizer Fotografen des 20. Jahrhunderts. Seine Landschaftsfotografien aus dem Engadin, wo er während 46 Jahren lebte und arbeitete, sind auch im internationalen Vergleich einzigartig. Sie haben die Wahrnehmung der Schweiz als unverdorbenes Alpenland von paradiesischer Schönheit wesentlich mitgeprägt. Inspiriert von Malern wie Giovanni Segantini und Ferdinand Hodler schuf Steiner Bilder, die Ausdruck einer tiefen Naturverehrung, einer unermüdlichen Suche nach zeitloser Schönheit und metaphysischer Wahrheit sind. Seine sorgfältig aufgebauten, lichtdurchfluteten Kompositionen bringen eindrucksvoll die Erfahrung menschlicher Nichtigkeit angesichts der Grösse und Erhabenheit der Bergwelt zum Ausdruck. Erstaunlicherweise hat Steiners Werk aber bis heute nicht die Wertschätzung erhalten, die es verdient.
Die Ausstellung „Albert Steiner – das fotografische Werk“ zeigt mit rund 150 Arbeiten aus verschiedenen öffentlichen und privaten Sammlungen den ersten umfassenden Überblick über Steiners Schaffen, das zwischen 1910 und 1930 seine volle Blüte erreichte. Dabei werden auch die unterschiedlichen Ansätze gewürdigt, mit denen der Fotograf die Bergwelt interpretierte. Mit einer malerischen, aus dem Umfeld des Piktorialismus hervorgegangenen Fotografie übersteigerte er die Landschaft manchmal bis ins Unwirkliche. Mit einer sachlichen und grafischen Bildsprache orientierte er sich in den zwanziger Jahren aber auch an den Grundsätzen der Neuen Sachlichkeit und schuf aus dieser Haltung heraus das erste moderne Fotobuch der Schweiz (Schnee Winter Sonne, 1930), vergleichbar mit Albert Renger-Patzschs Klassiker Die Welt ist schön (1928).
Steiners intensive, ja fast obsessive Beschäftigung mit der Bergwelt entspringt einer eigenständigen Vision. Wie kaum ein anderer Schweizer Fotograf vor ihm fühlte sich Albert Steiner als Künstler. Und im Gegensatz zu vielen seiner Zeitgenossen war es für ihn selbstverständlich, dass sich die Fotografie dazu eignet, Kunstwerke zu schaffen. Nicht zuletzt darauf beruht die Aktualität seines Werkes.