Luciano Rigolini – What you see
Luciano Rigolini – What you see
Im Zentrum dieser Ausstellung steht die Installation „What you see“: 107 anonyme Fotografien, die Luciano Rigolini in langjähriger Sammelarbeit zusammengetragen und zu einem neuen, eigenständigen Werk arrangiert hat. Rigolinis „objets trouvés“ zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Inhalte fast immer hinter prägnanten Formen und Strukturen zurücktreten. Die Frage „Was sehen wir?“ wird dabei von der Frage „Wie sehen wir?“ überlagert. Mit „What you see“ knüpft Luciano Rigolini aber auch an frühere Arbeiten an, in denen er ein tiefes Misstrauen gegenüber der Objektivität des Mediums Fotografie zum Ausdruck brachte. Seine selber fotografierten „Urban Landscapes“ der Neunzigerjahre verweisen in pointierter Form auf die Frage des Standpunktes und lenken den Blick von der Realität auf deren Wahrnehmung. Rigolinis intensive Auseinandersetzung mit diesem Thema spiegelt sich schliesslich in neueren Werken wie „X1“ und „X2“ (2006), „Natura Morta“ (2007), oder in der kürzlich fertiggestellten Serie grossformatiger Bilder („Ohne Titel“, 2008), bei denen er Gebrauchsfotografien von Maschinen in museale Tableaus verwandelt. In all diesen jüngeren Werken geht es um eine neue, zuweilen verwirrende Interpretation von Fotografien, die Rigolini in vergessenen Archiven oder auf Flohmärkten aufgestöbert hat. Er bearbeitet sie mit kleinen digitalen Eingriffen und starken Vergrösserungen, so dass sie ihre skulpturalen, zeichenhaften und metaphorischen Qualitäten offenbaren. Wie bei „What you see“ spielen dabei die gezielte Auswahl und die Veränderung des Kontextes – der Transfer ins Museum – eine entscheidende Rolle.
Luciano Rigolini
1950 in der italienischen Schweiz geboren, Studium an der Universität Paris VIII, Département Cinéma. Zu Beginn der Neunzigerjahre findet er internationale Beachtung mit seinen Urban Landscapes, mit denen er die Gesetzmässigkeiten des Mediums Fotografie erforscht und die Beziehung zwischen Form und Inhalt des fotografischen Bildes untersucht. Parallel zu seiner künstlerischen Tätigkeit arbeitet er ab 1995 auch als Produzent des TV-Kultursenders ARTE, Paris, verantwortlich für den Bereich des künstlerischen Dokumentarfilms. Zu seinen Aufgaben gehört die Entwicklung neuer dokumentarischer Erzähl- und Ausdrucksformen. Er hat Werke von Filmemachern wie Chris Marker, Aleksandre Sokourov, Naomi Kawase, Alain Cavalier und anderen produziert und verschiedene junge Talente entdeckt. Gegenwärtig konzentriert sich seine Arbeit auf die Formen des Sehens und der Wahrnehmung von Bildern.
Zur Ausstellung erschien die Publikation Luciano Rigolini – What you see, herausgegeben von der Fotostiftung Schweiz.